Zur Geschichte des Mössinger E-Werks

Seit 1901 steht Mössingen unter Strom. Fritz Wolf, der beim Mühlenbesitzer Sebastian Streib in Lohn und Brot stand, begann damals mit Hilfe einer Dampfmaschine im Hof der Mühle Strom zu erzeugen. Wenn die Steinlach zu wenig Wasser führte, trieb man die Mühle mit der Dampfmaschine an und setzte bald schon auch ein Mühlrad zur Stromerzeugung ein. Die Sägemühle am Ausgang des Mühlkanals sowie rund dreihundert Bürger wurden mit Strom versorgt. Auch auf den Straßen gingen die ersten Lichter an. Doch als die Fabriken nach elektrischer Energie verlangten, hätte Sebastian Streib kräftig investieren müssen. Da das seine Finanzkraft überstieg, verkaufte er die Mühle 1910 an die Gemeinde, die eine Turbinenanlage einbaute und einen Dieselmotor und eine Akkumulator-Batterie anschaffte.

Dies war die Geburtsstunde des Mössinger Elektrizitätswerkes. Der ehemalige Mühlenknecht Fritz Wolf wurde der erste Betriebsleiter. Auf den Dachboden der früheren Mühle baute er die erste Trafostation. Später setzte er sonntags einen Lautsprecher aufs Dach und ließ seine Mitbürger auf diese Art und Weise am Radioprogramm teilhaben. Bis zum Zweiten Weltkrieg weitete man das Stromnetz in Mössingen und Belsen systematisch aus und versorgte nach und nach die Einwohner des damaligen Dorfes mit der neuen Energiequelle. Auch die Gebäude des E-Werks wurden ständig umgebaut und erweitert. Schließlich richtete man zur Straße hin einen Laden ein, in dem die Mössinger Bürger Elektrogeräte und Zubehör kaufen konnten. 1956 kam eine Radio- und Fernsehwerkstatt dazu. Da die Stromerzeugung zunehmend unrentabel wurde, stellte die Gemeinde 1965 den Betrieb ein.

Weil das Gebäude eines der wenigen in Baden-Württemberg war, an dem sich die Wandlung einer Mühle zum E-Werk nachvollziehen ließ, wurde der Mühlkanal, der Generatorenraum sowie die Anlagen zur Stromerzeugung unter Denkmalschutz gestellt. Die entsprechenden Gebäudeteile und Anlagen werden in das neue „Alte E-Werk“ integriert und bleiben damit der Nachwelt als Mössinger Kulturdenkmal erhalten. Text: Dr. Hermann Berner

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